Betrugsmaschen bei der Wohnungssuche

Veröffentlicht:

Freitag, 30.08.2024
von wpservice

Interviewer: Herr Rechtsanwalt Högel, in letzter Zeit häufen sich Berichte über Betrugsmaschen im Zusammenhang mit Wohnungsinseraten im Internet. Können Sie uns aus juristischer Sicht erläutern, wie diese Betrügereien funktionieren?

Maurice Högel: Die Betrüger nutzen die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt aus, indem sie nicht existierende Wohnungen zu attraktiven Konditionen inserieren. Ziel ist es, entweder unberechtigte Vorauszahlungen zu erlangen oder persönliche Daten der Interessenten abzugreifen. Diese Daten werden dann für Identitätsdiebstahl missbraucht, um beispielsweise betrügerische Verträge abzuschließen oder Ratenkäufe zu tätigen.

Interviewer: Welche rechtlichen Konsequenzen können sich für die Opfer ergeben?

Maurice Högel: Die rechtlichen Folgen können erheblich sein. Besonders problematisch ist, dass die Beweislast bei den Opfern liegt. Sie müssen nachweisen, dass sie die in ihrem Namen getätigten Geschäfte nicht selbst veranlasst haben. Dies kann zu langwierigen rechtlichen Auseinandersetzungen führen. Zudem können negative Schufa-Einträge die Kreditwürdigkeit beeinträchtigen, was wiederum rechtliche und finanzielle Probleme nach sich ziehen kann.

Interviewer: Wie sieht es rechtlich mit Vorauszahlungen für Wohnungsbesichtigungen aus?

Maurice Högel: Vorauszahlungen für Besichtigungen sind rechtlich höchst bedenklich und in der Regel ein klares Indiz für betrügerische Absichten. Im deutschen Mietrecht gibt es keine Grundlage für solche Forderungen. Ähnliches gilt für den sogenannten „Schlüsseltresor-Betrug“. Hier wird eine Kaution für einen angeblich hinterlegten Wohnungsschlüssel verlangt, was ebenfalls rechtlich nicht haltbar ist.

Interviewer: Welche rechtlichen Schritte können Betroffene unternehmen, wenn sie Opfer eines solchen Betrugs geworden sind?

Maurice Högel: Zunächst ist es wichtig, umgehend Strafanzeige bei der Polizei zu erstatten. Dies ist nicht nur für die strafrechtliche Verfolgung wichtig, sondern kann auch bei der Abwehr unberechtigter Forderungen hilfreich sein. Zudem sollten Betroffene alle relevanten Unterlagen und Kommunikationen sichern, da diese als Beweismittel dienen können. In vielen Fällen ist es ratsam, einen Rechtsanwalt einzuschalten, um die eigenen Interessen effektiv zu vertreten.

Interviewer: Gibt es rechtliche Möglichkeiten, sich präventiv zu schützen?

Maurice Högel: Präventiv ist es wichtig, vorsichtig mit persönlichen Daten umzugehen. Aus rechtlicher Sicht besteht keine Verpflichtung, sensible Unterlagen wie Einkommensnachweise oder Schufa-Auskünfte vor einer Besichtigung herauszugeben. Zudem empfehle ich, die Identität des Vermieters zu überprüfen, etwa durch einen Blick ins Handelsregister. Bei Verdachtsfällen sollten Wohnungssuchende die betreffenden Anzeigen bei den Portalbetreibern melden. Diese haben oft eigene rechtliche Abteilungen, die solchen Fällen nachgehen.

Interviewer: Was raten Sie Wohnungssuchenden aus juristischer Sicht?

Maurice Högel: Mein rechtlicher Rat ist: Seien Sie skeptisch bei Angeboten, die zu gut erscheinen, um wahr zu sein. Geben Sie keine sensiblen Daten preis, bevor Sie nicht die Seriosität des Angebots verifiziert haben. Und vor allem: Leisten Sie niemals Vorauszahlungen für Besichtigungen oder Schlüssel. Im Zweifelsfall sollten Sie sich rechtlichen Rat einholen, bevor Sie bindende Zusagen machen oder Verträge unterschreiben.

Interviewer: Herr Rechtsanwalt Högel, vielen Dank für diese aufschlussreichen Informationen!

Maurice Högel: Gerne. Ich hoffe, diese Hinweise helfen, sich besser vor solchen Betrugsmaschen zu schützen.