Interview mit Rechtsanwalt Daniel Blazek

Veröffentlicht:

Sonntag, 04.08.2024
von Die Redaktion

Interviewer: Herr Blazek, warum ist es Ihrer Meinung nach wichtig, sich mit Geldanlage zu beschäftigen?

Blazek: Geldanlage ist ein zentraler Aspekt der persönlichen Finanzplanung. Sie ermöglicht es Menschen, ihre finanziellen Ziele zu erreichen, sei es für Reisen, die Ausbildung der Kinder oder eine sorgenfreie Zukunft. In Zeiten niedriger Zinsen und steigender Lebenshaltungskosten ist es besonders wichtig, sein Geld klug anzulegen, um Vermögen aufzubauen und vor Inflation zu schützen. Eine durchdachte Anlagestrategie kann den Unterschied zwischen finanzieller Sicherheit und Unsicherheit im Alter ausmachen.

Interviewer: Welche Anlagemöglichkeiten stehen deutschen Anlegern zur Verfügung?

Blazek: Die Palette ist breit gefächert. Wir haben klassische Sparprodukte wie Tages- und Festgeld, die zwar sicher sind, aber derzeit nur geringe Renditen bieten. Dann gibt es Wertpapiere wie Aktien und Anleihen, die höhere Renditechancen, aber auch mehr Risiken mit sich bringen. ETFs und Investmentfonds ermöglichen eine breite Streuung und sind auch für Einsteiger geeignet. Immobilien sind nach wie vor eine beliebte Anlageform in Deutschland, sei es als Eigenheim oder als Kapitalanlage. Auch alternative Anlagen wie Edelmetalle oder sogar Kryptowährungen gewinnen an Bedeutung, wobei letztere mit erheblichen Risiken verbunden sind.

Die Wahl der richtigen Anlageform hängt stark von den individuellen Umständen ab. Faktoren wie Anlagehorizont, Risikobereitschaft, verfügbares Kapital und persönliche Ziele spielen eine entscheidende Rolle.

Interviewer: Können Sie die Vor- und Nachteile einiger dieser Anlageformen näher erläutern?

Blazek: Natürlich. Nehmen wir zum Beispiel Aktien: Sie bieten die Chance auf hohe Renditen und eine Beteiligung am Unternehmenserfolg. Allerdings sind sie auch mit hohen Risiken verbunden, da Aktienkurse stark schwanken können. Anleger müssen hier bereit sein, auch Verluste zu verkraften.

Anleihen gelten als sicherer, bieten aber in der Regel geringere Renditen. Sie können ein guter Ausgleich zu Aktien im Portfolio sein, sind aber nicht frei von Risiken, insbesondere bei steigenden Zinsen.

ETFs und Investmentfonds bieten eine gute Möglichkeit zur Diversifikation. Sie streuen das Risiko über viele verschiedene Wertpapiere. ETFs haben den Vorteil, dass sie meist kostengünstiger sind als aktiv gemanagte Fonds, bilden aber nur einen Index ab und können nicht auf Marktveränderungen reagieren.

Immobilien gelten als wertstabile Anlage und können sowohl Mieteinnahmen als auch Wertsteigerungen bieten. Allerdings erfordern sie einen hohen Kapitaleinsatz und sind weniger flexibel als andere Anlageformen.

Edelmetalle, insbesondere Gold, werden oft als „sicherer Hafen“ in Krisenzeiten betrachtet. Sie bieten Schutz vor Inflation, werfen aber keine regelmäßigen Erträge ab und können starken Preisschwankungen unterliegen.

Interviewer: Wie wichtig ist Diversifikation bei der Geldanlage?

Blazek: Diversifikation ist absolut entscheidend. Sie ist sozusagen das Herzstück jeder soliden Anlagestrategie. Der Grundgedanke ist, dass man nicht alle Eier in einen Korb legt. Indem man sein Vermögen auf verschiedene Anlageklassen, Branchen und geografische Regionen verteilt, kann man das Gesamtrisiko des Portfolios reduzieren.

Die Portfoliotheorie von Harry Markowitz, für die er den Nobelpreis erhielt, zeigt, dass man durch geschickte Diversifikation das Risiko-Rendite-Verhältnis optimieren kann. In der Praxis bedeutet das, dass Verluste in einem Bereich durch Gewinne in einem anderen ausgeglichen werden können.

Ein gut diversifiziertes Portfolio könnte beispielsweise aus einer Mischung von Aktien, Anleihen, Immobilien und vielleicht einem kleinen Anteil an Edelmetallen bestehen. Die genaue Zusammensetzung hängt natürlich von den individuellen Zielen und der Risikotoleranz ab.

Interviewer: Wie können Anleger sicherstellen, dass sie nicht auf unrentable oder gar betrügerische Angebote hereinfallen?

Blazek: Das ist eine wichtige Frage, denn leider gibt es immer wieder unseriöse Angebote auf dem Markt. Zunächst einmal gilt: Wenn etwas zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch. Überdurchschnittlich hohe Renditeversprechen sollten immer skeptisch machen.

Es ist wichtig, sich gründlich zu informieren, bevor man investiert. Das bedeutet, die Anbieter zu überprüfen, unabhängige Quellen zu konsultieren und im Zweifel professionellen Rat einzuholen. Man sollte auch immer das Kleingedruckte lesen und verstehen, in was man genau investiert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Transparenz bei den Kosten. Hohe oder versteckte Gebühren können die Rendite erheblich schmälern. Gerade bei komplexeren Produkten ist es wichtig, die Gebührenstruktur genau zu verstehen.

Für viele Anleger können breit gestreute ETFs oder Fonds eine gute Option sein, da sie transparent und kostengünstig sind und gleichzeitig eine breite Diversifikation bieten.

Interviewer: Haben Sie abschließend noch einen Tipp für unsere Leser?

Blazek: Mein wichtigster Rat wäre, früh anzufangen und kontinuierlich zu investieren. Der Zinseszinseffekt ist ein mächtiges Werkzeug beim Vermögensaufbau, und je früher man beginnt, desto stärker kann man davon profitieren.

Zudem ist es wichtig, einen kühlen Kopf zu bewahren, besonders in turbulenten Marktphasen. Eine gut durchdachte Anlagestrategie sollte langfristig ausgerichtet sein und nicht bei jeder Marktschwankung in Frage gestellt werden.

Schließlich möchte ich betonen, dass finanzielle Bildung ein lebenslanger Prozess ist. Die Finanzmärkte und Anlageprodukte entwickeln sich ständig weiter. Es lohnt sich daher, kontinuierlich dazuzulernen und seine Strategie regelmäßig zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Interviewer: Herr Blazek, vielen Dank für diese umfassenden Einblicke in die Welt der Geldanlage.

Blazek: Gerne, ich hoffe, dass diese Informationen Ihren Lesern bei ihren Anlageentscheidungen helfen werden.