Timberland- das Interview mit Rechtsanwältin Kerstin Bontschev

Veröffentlicht:

Samstag, 03.08.2024
von Die Redaktion

Interviewer: Frau Rechtsanwältin Bontschev, Sie haben die Bilanzen und Analysen der Timberland-Unternehmen und der Vari-Invest GmbH untersucht. Wie bewerten Sie die finanzielle Situation dieser Unternehmen?

Kerstin Bontschev: Die Gesamtsituation ist leider überwiegend besorgniserregend. Die meisten untersuchten Unternehmen weisen erhebliche finanzielle Probleme auf. Wir sehen hier hohe Verluste, negatives Eigenkapital und in vielen Fällen nicht durch Vermögenseinlagen gedeckte Verlustanteile der Kommanditisten. Das deutet auf eine sehr instabile finanzielle Grundlage hin.

Interviewer: Wie sieht es mit der Liquidität der Unternehmen aus?

Kerstin Bontschev: Die Liquiditätssituation ist bei vielen Unternehmen äußerst angespannt. Mehrere Bilanzen zeigen sehr geringe Kassenbestände und Guthaben bei Kreditinstituten. Das lässt befürchten, dass es Schwierigkeiten bei der kurzfristigen Zahlungsfähigkeit geben könnte.

Interviewer: Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Verschuldung. Was können Sie dazu sagen?

Kerstin Bontschev: Die hohe Verschuldung ist in der Tat ein wiederkehrendes Problem. Viele der untersuchten Unternehmen weisen steigende Verbindlichkeiten auf, oft gegenüber verbundenen Unternehmen. Das erhöht nicht nur das finanzielle Risiko, sondern auch die Abhängigkeit von externen Geldgebern erheblich.

Interviewer: Wie beurteilen Sie die Ertragslage der Unternehmen?

Kerstin Bontschev: Die Ertragssituation ist bei den meisten Unternehmen schwach. Wir sehen häufig Jahresfehlbeträge, auch wenn einige eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr zeigen. Insgesamt ist das Bild hier aber nicht ermutigend.

Interviewer: Gibt es neben den internen finanziellen Herausforderungen auch externe Risiken?

Kerstin Bontschev: Absolut. In den Analysen werden externe Risiken wie die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie, des Ukraine-Kriegs und der Energiekrise genannt. Diese Faktoren stellen zusätzliche Unsicherheiten für die Geschäftsentwicklung dar und könnten die ohnehin schon angespannte Situation weiter verschärfen.

Interviewer: Sie erwähnten, dass die Vari-Invest GmbH positiv hervorsticht. Können Sie das näher erläutern?

Kerstin Bontschev: Ja, die Vari-Invest GmbH ist tatsächlich eine positive Ausnahme in dieser Gruppe. Sie weist eine solide Eigenkapitalquote auf, hat ein gestiegenes Umlaufvermögen und präsentiert insgesamt eine stabilere finanzielle Position als die anderen untersuchten Unternehmen.

Interviewer: Welches Fazit ziehen Sie aus Ihrer Analyse für potenzielle Anleger?

Kerstin Bontschev: Insgesamt muss ich sagen, dass sich die finanzielle Lage der meisten untersuchten Unternehmen als sehr risikoreich für Anleger darstellt. Die häufig auftretenden negativen Eigenkapitalpositionen, hohen Verschuldungsgrade und schwachen Liquiditätssituationen erfordern eine äußerst vorsichtige Bewertung. Ich würde potenziellen Investoren dringend raten, diese Risiken sorgfältig abzuwägen und möglicherweise nach stabileren Anlagealternativen zu suchen. Eine Ausnahme bildet die Vari-Invest GmbH, die eine vergleichsweise solidere finanzielle Basis aufweist.

Interviewer: Was würden Sie Anlegern noch empfehlen?

Kerstin Bontschev: Für eine fundierte Investitionsentscheidung wären weitere Informationen über die Geschäftsmodelle, Zukunftsstrategien und Marktpositionen der Unternehmen sehr hilfreich. Zudem rate ich Anlegern dringend, die Entwicklung in den Folgejahren genau zu beobachten, um zu sehen, ob sich die finanzielle Situation der Unternehmen verbessert. Vorsicht und gründliche Recherche sind hier absolut geboten.