heute haben wir die Gelegenheit, mit Rechtsanwalt Maurice Högel über die Gefahren von Crowdinvesting-Investments zu sprechen. Herr Högel ist Experte auf diesem Gebiet und berät sowohl Anleger als auch Unternehmen.

Herr Högel, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Crowdinvesting erfreut sich in den letzten Jahren zunehmender Beliebtheit. Wo sehen Sie die größten Risiken für Anleger?

Maurice Högel: Zunächst einmal vielen Dank für die Einladung. Crowdinvesting bietet in der Tat interessante Möglichkeiten, birgt aber auch erhebliche Risiken. Das größte Risiko sehe ich im Totalverlust des eingesetzten Kapitals. Anders als bei regulierten Anlageformen wie Aktien oder Anleihen gibt es bei Crowdinvestments keinen Kapitalschutz. Wenn das finanzierte Unternehmen scheitert, was gerade bei Startups nicht selten vorkommt, ist das investierte Geld in der Regel verloren.

Ein weiteres Problem ist die oft mangelnde Transparenz. Anleger erhalten nur begrenzte Informationen über das Unternehmen und das Geschäftsmodell. Eine gründliche Due Diligence, wie sie professionelle Investoren durchführen, ist für Privatanleger kaum möglich. Hier besteht die Gefahr, dass Risiken übersehen oder falsch eingeschätzt werden.

Interviewer: Welche Rolle spielt die fehlende Regulierung bei Crowdinvestments?

Maurice Högel: Die fehlende Regulierung ist in der Tat ein Problem. Crowdinvesting-Plattformen unterliegen in Deutschland keiner Prospektpflicht und keiner Aufsicht durch die BaFin. Das bedeutet, dass Anleger weitgehend auf sich gestellt sind und im Schadensfall keine Entschädigung erwarten können.

In anderen Ländern wie Österreich oder Großbritannien gibt es immerhin eine Registrierungspflicht für Plattformen und gewisse Mindestanforderungen. Aber auch dort ist der Anlegerschutz bei weitem nicht so ausgeprägt wie bei regulierten Anlageformen.

Interviewer: Wie können sich Anleger vor den Risiken schützen?

Maurice Högel: Zuallererst gilt: Nur Geld investieren, dessen Verlust verkraftet werden kann. Crowdinvesting sollte nur einen kleinen Teil des Anlageportfolios ausmachen.

Außerdem ist es wichtig, sich nicht von hohen Renditeversprechen blenden zu lassen, sondern die Risiken nüchtern zu analysieren. Dazu gehört auch, sich nicht nur auf die Informationen der Plattform zu verlassen, sondern eigene Recherchen anzustellen, soweit das möglich ist.

Hilfreich kann auch sein, das Investment auf mehrere Plattformen und Projekte zu streuen, um das Risiko zu diversifizieren. Und man sollte immer im Hinterkopf haben, dass es sich um eine langfristige, illiquide Anlage handelt. Wer kurzfristig auf sein Geld angewiesen ist, sollte die Finger von Crowdinvesting lassen.

Interviewer: Welche Entwicklung erwarten Sie für die Zukunft des Crowdinvestings?

Maurice Högel: Ich gehe davon aus, dass der Markt weiter wachsen wird, aber auch eine gewisse Konsolidierung einsetzen wird. Nicht jede Plattform wird sich langfristig am Markt halten können.

Gleichzeitig rechne ich mit einer stärkeren Regulierung, ähnlich wie wir sie bei Crowdlending bereits sehen. Das ist auch im Interesse seriöser Plattformen, um das Vertrauen der Anleger zu stärken. Eine gewisse Mindestregulierung halte ich für unabdingbar, um Missbrauch einzudämmen und den Anlegerschutz zu verbessern.

Insgesamt bleibt Crowdinvesting eine spannende, aber auch riskante Anlageform, die sicher nicht für jeden Anleger geeignet ist. Wer die Risiken kennt und sorgfältig abwägt, kann durchaus attraktive Investmentchancen finden. Aber Vorsicht ist definitiv geboten.

Interviewer: Herr Högel, vielen Dank für diese aufschlussreichen Einblicke und das interessante Gespräch.

Maurice Högel: Ich danke Ihnen.