Interview mit Rechtsanwalt Jens Reime zur BaFin Warnung zu Angeboten von Havenhold

Veröffentlicht:

Freitag, 17.05.2024
von redakteur

Interviewer: Herr Högel, die BaFin hat kürzlich vor den Angeboten der „Tagesanlage Finanzservice“ gewarnt. Was genau ist hier vorgefallen?

Högel: In diesem Fall haben wir es mit einem klaren Fall von Identitätsdiebstahl zu tun. Die Betrüger haben sich als seriöses Finanzunternehmen ausgegeben und dabei sogar die Identität einer lizenzierten Firma, der FIDUS Finanz AG, missbraucht. Sie boten auf ihrer Website Tagesgeldkonten an, ohne dafür die nötige Erlaubnis der BaFin zu besitzen.

Interviewer: Was raten Sie Anlegern, die möglicherweise schon mit diesem Unternehmen in Kontakt getreten sind?

Högel: Zunächst einmal ist es wichtig, sofort jeglichen Kontakt mit dem Unternehmen einzustellen. Wenn Sie bereits Geld überwiesen haben, sollten Sie umgehend Ihre Bank kontaktieren und versuchen, die Überweisung rückgängig zu machen. Dokumentieren Sie alle Kommunikation und Transaktionen mit dem Unternehmen – das kann für spätere rechtliche Schritte wichtig sein.

Interviewer: Welche rechtlichen Schritte können Betroffene einleiten?

Högel: Betroffene sollten auf jeden Fall Anzeige bei der Polizei erstatten. Es handelt sich hier um Betrug und möglicherweise auch um Urkundenfälschung. Zusätzlich empfehle ich, sich an die BaFin zu wenden und den Fall zu melden. Die BaFin sammelt solche Informationen und kann weitere Schritte gegen die Betrüger einleiten.

Interviewer: Gibt es Möglichkeiten, das investierte Geld zurückzubekommen?

Högel: Das kann leider schwierig sein. Oft verschwinden solche betrügerischen Unternehmen schnell wieder von der Bildfläche. Trotzdem sollten Betroffene nicht aufgeben. Manchmal gelingt es den Behörden, Vermögenswerte sicherzustellen. In solchen Fällen können Geschädigte ihre Ansprüche geltend machen. Es ist ratsam, sich mit anderen Betroffenen zusammenzuschließen, etwa in einer Interessengemeinschaft, um gemeinsam vorzugehen.

Interviewer: Wie können sich Anleger künftig vor solchen Betrügereien schützen?

Högel: Vorsicht und gründliche Recherche sind der beste Schutz. Prüfen Sie immer, ob ein Unternehmen tatsächlich von der BaFin zugelassen ist – diese Information können Sie auf der BaFin-Website nachschlagen. Seien Sie misstrauisch bei ungewöhnlich hohen Renditeversprechen. Und ganz wichtig: Überweisen Sie niemals Geld, bevor Sie nicht absolut sicher sind, dass es sich um ein seriöses Angebot handelt.

Interviewer: Was halten Sie von der Warnung der BaFin in diesem Fall?

Högel: Die Warnung der BaFin ist extrem wichtig. Sie hilft, potenzielle Opfer zu warnen und weitere Schäden zu verhindern. Allerdings wäre es wünschenswert, wenn solche Warnungen noch schneller und breiter gestreut würden. Viele Anleger informieren sich nicht regelmäßig auf der BaFin-Website. Hier wäre eine stärkere Zusammenarbeit mit Medien und sozialen Netzwerken hilfreich, um die Informationen schneller zu verbreiten.

Interviewer: Zum Schluss: Welchen Rat würden Sie Anlegern generell mit auf den Weg geben?

Högel: Bleiben Sie skeptisch und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen. Seriöse Finanzangebote geben Ihnen immer Zeit, alles gründlich zu prüfen. Informieren Sie sich aus verschiedenen Quellen und holen Sie im Zweifel unabhängigen Rat ein, beispielsweise bei Verbraucherzentralen oder einem Anwalt für Kapitalmarktrecht. Und denken Sie immer daran: Wenn ein Angebot zu gut klingt, um wahr zu sein, ist es das meistens auch.

Interviewer: Vielen Dank für diese aufschlussreichen Informationen, Herr Högel.

Högel: Gerne. Ich hoffe, dass diese Informationen dazu beitragen, dass sich mehr Menschen vor solchen Betrügereien schützen können.